Wildbienenhotels

Wildbienen- oder Insektenhotels erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Diese künstlichen Wohneinheiten für hohlraumnistende Bienen gibt es nicht nur im Handel in allen denkbaren Formen und Ausprägungen, sie sind auch sehr beliebte Bastelobjekte für Kinder. Wir zeigen, wie und wo solche Nisthilfen eingesetzt werden sollen – oder nicht.

Foto: Die Schöterich-Sandbiene (Andrena probata, Weibchen) fliegt ausschliesslich im Wallis. Sie ist spezialisiert auf grossblütige Kreuzblütler wie den Schweizer Schöterich (Erysimum rhaeticum, im Bild; Foto: © Jürg Sommerhalder).

Wildbienen-Hotels: ökologisch unauffällig
Mit der Montage eines Wildbienen- oder Insektenhotels leistet Du keinen Beitrag zur Biodiversität. Die Gründe dafür sind einfach erklärt: Die typischen Nisthilfen bieten Wohnraum für hohlraumnistende Wildbienen, Arten also, die ihre Nester in bestehenden Hohlräumen anlegen. Sie machen 5% aller einheimischen Arten aus. Viele von ihnen sind gänzlich ungefährdet und bedürfen keiner Unterstützung. Nur selten verirrt sich eine gefährdete Art in ein Wildbienenhotel.
Der Nutzen eines Wildbienenhotels beschränkt sich also auf die Möglichkeit, einige meist häufige Arten bequem beim Nisten beobachten zu können. Diese Konstrukte locken übrigens nicht nur Bienen an, auch Wespen und Käfer und andere Gliedertiere besiedeln sie gerne.

Ökologisch fragwürdig: Vorbelegte Wildbienenhotels mit „Startpopulationen“
Regelrecht fatal kann der Einsatz vorbelegter Wildbienenhotels sein: Gezüchtete Mauerbienen (meist die Gehörnte Mauerbiene, Osmia cornuta) werden auf diese Weise auch in Gebieten angesiedelt, in den sie natürlicherweise nicht vorkommen. Dass das Auftauchen einer neuen, gebietsfremden Art Auswirkungen auf die lokalen Wildbienenfauna haben kann, liegt auf der Hand: Die Konkurrenz um Nistplätze und Nahrungsressourcen wird noch grösser. Lass unbedingt die Finger von solchen Angeboten!

Was wirklich hilft

  • Schaffe im Umfeld Deins Wildbienenhotels möglichst vielfältige Niststrukturen, und sorge für ein ganzjähriges Nektar- und Pollenangebot.
  • Lege Nisthilfen an, indem Du offene Bodenstellen schaffst, damit Bodennister leicht zugänglich Erdhöhlen anlegen können.
  • Stecke etwa 50cm lange, dürre Brombeeräste der letzten Saison in den Boden oder binde sie an Zaunpfähle: Damit schaffst Du Nistplätze für markstängelbrütende Arten. Sie mögen vor allem von oben zugängliche, senkrecht stehende Stängel, die waagerecht liegenden in Bienenehotels ignorieren die meisten Arten.
  • Lass abgestorbene, verholzende Pflanzen wie Karden und Nachtkerzen mindestens zwei Jahre lang stehen: Im ersten Sommer nach ihrem Absterben werden sie von Markstängelnistern bezogen, im zweiten Jahr schlüpfen deren Nachkommen.
  • Biete totholznistenden Arten wie der so harmlosen wie riesigen, blauschillernden Holzbiene altes Totholz als Nistplatz an. Ein dicker, knorriger, alter Ast oder Wurzelstock kann in einem Garten übrigens sehr schön aussehen.
  • Verzichte auf Kunstdünger, Unkrautvertilgungsmittel und Schädlingsbekämpfungsgifte.

Fazit
Solange Du Dir dessen bewusst bist, mehr tun müssen, um Wildbienen wirklich zu unterstützen, ist es völlig in Ordnung, ein Wildbienenhotel zu besitzen oder bauen zu wollen. Erstrecht, wenn das für und mit Kindern geschieht, die auf diese Weise an Naturthemen herangeführt und begeistert werden können Wir verzichten an dieser Stelle auf eigene Tipps zum Bau guter Wildbienenhotels, verweisen stattdessen auf die Seiten des bundesdeutschen Wildbienen-Spezialisten Paul Westrich, der detailliert erklärt, wie Wildbienen mit spezifischen Nistansprüchen geholfen werden kann:
-> Grundlagen
-> Förderung von Hohlraumnistern (A)
-> Nisthilfen für Hohlraumnister (B)
-> Ungeeignete Nisthilfen (A)
-> Ungeeignete Nisthilfen (B)
-> Förderung von Markstängelnistern
-> Förderung von Totholznistern
-> Förderung von Steilwandnistern
-> Förderung von Erdnistern

Weiterführend
Wenn Dich das Thema interessiert, empfehlen wir Dir die Lektüre unseres Beitrags zum Thema im Herbst-Bulletin 2022 (Nr. 23) unseres Partnervereins FREETHEBEES (ab Seite 23).
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